1997 schlossen sich verschiedene Gütesiegel-Initiativen, darunter FAIRTRADE Österreich, zusammen, um alle ihre auf die
Produzentenorganisationen ausgerichteten Aktivitäten zu koordinieren. Aus diesem Zusammen-schluss entstand Fairtrade International (FLO) mit Sitz in Bonn.
Fairtrade International (FLO)
Mitglieder von FLO sind derzeit 19 FAIRTRADE-Gütesiegel-Initiativen (auch FAIRTRADE Österreich), zwei assoziierte Mitglieder in Mexiko und Südafrika sowie die
drei Produzenten-Netzwerke CLAC (Coordinadora Latinoamericana y del Caribe de Comercio Justo), Fairtrade Africa (vormals AFN - African Fairtrade Network) und
NAP (Network of Asian Producers), die die FAIRTRADE-Produzentengruppen in Lateinamerika, Afrika und Asien repräsentieren. Diese sind in der jährlichen Generalversammlung von
FAIRTRADE International (FLO) stimmberechtigt und geben die strategische Richtung vor.
FAIRTRADE International (FLO) entwickelt die FAIRTRADE-Standards und unterstützt die Produzentenorganisationen dabei, die FAIRTRADE-Zertifizierung zu erwerben und aufrecht zu erhalten.
FAIRTRADE Österreich ist ein gemeinnütziger Verein zur Förderung des Fairen Handels mit Entwicklungsländern. 27 überparteiliche und
über-konfessionelle Organisationen aus den Bereichen Entwicklungspolitik, Ökologie, Bildung, Soziales und Religion sind Mitgliedsorganisationen von FAIRTRADE Österreich.
FAIRTRADE Österreich betreibt selbst keinen Handel, sondern vergibt das FAIRTRADE-Gütesiegel für zertifizierte Produkte in Österreich, bei denen die Einhaltung der internationalen FAIRTRADE-Standards von der unabhängigen Zertifizierungsorganisation FLO-CERT GmbH kontrolliert wurde. Als Schnittstelle bringt FAIRTRADE Österreich das hochwertige Produkt-Angebot aus den Entwicklungsländern und die Nachfrage von österreichischen Herstellern zusammen.
Der Verein finanziert sich großteils aus Lizenzgebühren für die Nutzung des FAIRTRADE-Gütesiegels, sowie den Vereinsmitgliedsbeiträgen der fördernden Mitglieder und Zuschüssen von Regierungs-,
Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen. Durch Informationsarbeit über Fairen Handel sowie Beratungstätigkeit von Unternehmen, die aktiv werden möchten, werden laufend neue
UnterstützerInnen gewonnen.
Das FAIRTRADE-Gütesiegel hat in Österreich einen gestützten Bekanntheitsgrad von 83 % in Österreich (AC Nielsen 2010); 77 % der
österreichischen KonsumentInnen vertrauen dem FAIRTRADE-Gütesiegel und schätzen die FAIRTRADE-Standards als streng ein (GlobeScan 2008).
Mehr als 600 Produkte in Österreich tragen bereits das FAIRTRADE-Gütesiegel und stehen für Genuss mit gutem Gewissen. Darüber hinaus sind rund 80 % aller in Österreich verkauften Produkte mit dem FAIRTRADE-Gütesiegel aus biologischem Anbau. Die Produktdatenbank von FAIRTRADE ermöglicht KonsumentInnen eine einfache und bedienungsfreundliche Suche nach Produkten mit dem FAIRTRADE-Gütesiegel.
Die FAIRTRADE-Standards bilden die Spielregeln des Fairen Handels und umfassen die drei Pfeiler der Nachhaltigkeit - Soziales, Handel und Umwelt. Alle Produzentenorganisationen und Händler müssen sich an die Standards halten - nur dann dürfen ihre Produkte mit dem FAIRTRADE-Gütesiegel ausgezeichnet werden.
Soziales
Handel
Umwelt
Damit ein Produkt zertifiziert werden kann, müssen die von Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) festgelegten Richtlinien eingehalten werden. Hier ist eine Auswahl der wichtigsten FAIRTRADE-Standards:
Faire Preise, um von der Arbeit nachhaltig leben zu können.
FAIRTRADE-Mindestpreise sind als Sicherheitsnetz zu verstehen und sollen die durchschnittlichen Produktionskosten für eine nachhaltige Produktion decken. Liegt der jeweilige (Welt)marktpreis
darüber, muss der höhere Marktpreis bezahlt werden. Ein zusätzlicher Aufschlag wird für Bio-Produkte ausgezahlt.
FAIRTRADE-Prämie für Soziales, Infrastruktur und Bildung.
Zusätzlich zu den fairen Preisen erhalten die Produzentenorganisationen von den zertifizierten Händlern eine FAIRTRADE-Prämie, die für gemeinnützige Projekte oder auch Investitionen in die
Produktion verwendet werden kann. Über die Verwendung der Gelder muss demokratisch entschieden werden: In den Kleinbauernkooperativen fällt im Rahmen der Mitgliederversammlung die Entscheidung.
Auf Plantagen trifft der Joint Body, ein gewähltes Gremium aus Arbeiter- und ManagementvertreterInnen, die Entscheidung. So wird beispielsweise in den Aufbau und die Erhaltung von Krankenhäusern,
Schulen und Kindergärten, den Straßen- und Brückenbau investiert.
Umweltschonende Anbaumethoden bis hin zu Bioanbau.
Kleinbauern-Kooperativen und Plantagen müssen vorgeschriebene FAIRTRADE-Umweltstandards einhalten. So müssen der Gebrauch von Agrochemikalien unter bestimmten Sicherheitsvorkehrungen auf ein
Mindestmaß beschränkt, Bodenfruchtbarkeit erhalten, Schutz der Wasserressourcen und das Verbot von gentechnisch veränderten Organismen gewährleistet werden.
Stärkung der Kleinbauernfamilien.
Kleinbauern und –bäuerinnen müssen sich zu Kooperativen zusammenschließen, um eine bessere Voraussetzung zu schaffen, ihre Produkte am Weltmarkt zu verkaufen. Transparenz ist eine wichtige
Voraussetzung und jede Art der Diskriminierung ist verboten.
Bessere Bedingungen für ArbeiterInnen auf Plantagen, Blumenfarmen oder in Teegärten.
Die FAIRTRADE-Standards sorgen für soziale Rechte und Sicherheit am Arbeitsplatz der Beschäftigten. Einige der wichtigsten Kriterien sind das Verbot von Diskriminierung, Verbot von
ausbeuterischer Kinderarbeit sowie Zwangsarbeit und Versammlungsfreiheit. Die Arbeitsbedingungen müssen den gesetzlichen Anforderungen entsprechen und die Gesundheitsvorsorge muss gewährleistet
sein.
Keine Zwangs- oder ausbeuterische Kinderarbeit.
Die FAIRTRADE-Standards verbieten menschenunwürdige Arbeitsverhältnisse und schreiben die Einhaltung internationaler Arbeitsnormen (ILO) vor.
Die FAIRTRADE-Standards werden von FLO nach den von ISEAL (International Social and Environmental Accreditation and Labelling Alliance) vorgegebenen Richtlinien ("best practice") entwickelt. ISEAL ist weltweit die führende Organisation in der Entwicklung von sozialen oder ökologischen Standards.
In der Praxis bedeutet dies, dass alle wichtigen Akteure des FAIRTRADE-Systems beteiligt sind, wenn die Standards entwickelt werden: Dies
sind neben FLO selbst unter anderem Produzentenorganisationen, Händler und die FAIRTRADE-Gütesiegel-Initiativen.
Unterteilung der FAIRTRADE-Standards
Die FAIRTRADE-Standards sind jeweils unterteilt in
Es gibt produktspezifische Standards (z.B. für Bananen, Kaffee) für alle Produzentenorganisationen (Kleinbauern-Kooperativen, Plantagen oder Contract Production) abgestimmt auf die jeweiligen Arbeits- und Lebensbedingungen, die wirtschaftlichen Möglichkeiten und die Umweltfaktoren.
Weiters gibt es allgemeine Produktions- und Handelstandards für alle Produzentenorganisationen, zertifizierte Händler oder Lizenzpartnerfirmen, die die Vertragsgestaltung zwischen den jeweiligen Vertragsparteien definieren.
2004 wurde die unabhängige Zertifizierungsstelle FLO CERT GmbH ins Leben gerufen.
Ziel ist es, die Einhaltung der FAIRTRADE-Standards bei den Produzentenorganisationen in den sogenannten Entwicklungsländern zu überprüfen und unabhängige Zertifizierungen bei allen Vertragspartnern durchzuführen. Auch österreichische Lizenzpartner sind hier eingeschlossen.
Die Organisation, die nach der internationalen Qualitätsnorm für Zertifizierungsorganisationen lSO-65 akkreditiert ist, wird selbst einmal im Jahr einer Kontrolle der deutschen Akkreditier- und Prüfstelle unterzogen. Damit werden größtmögliche Transparenz und ein hohes Maß an internationaler Wettbewerbsfähigkeit gewährleistet.
Geschulte AuditorInnen prüfen Einhaltung der Standards
Mehr als 130 geschulte AuditorInnen sind vor Ort und führen weltweit die Kontrollen nach einheitlichen Verfahren bei den Vertragspartnern
durch. Die FLO-CERT AuditorInnen leben in den jeweiligen Ländern und Regionen, in denen die Vertragspartner ansässig sind. Man muss die regionalen Verhältnisse genau kennen, um sich ein Bild
machen zu können, was man einfordern kann und was schwieriger ist.
Besonders wichtig sind gesetzliche Rahmenbedingungen und kulturelle Gegebenheiten. Um die Qualität und Einheitlichkeit der Zertifizierungsverfahren zu gewährleisten, sind alle AuditorInnen verpflichtet, an Schulungen teilzunehmen, bei denen Interviewtechniken oder die Sicherstellung der Einhaltung der Standards trainiert werden.
Ablauf der Audits:
Audits von Produktionsstandards bei Kleinbauern-Kooperativen und auf Plantagen
In Kleinbauern-Kooperativen sind oft hunderte oder tausende Bauern und Bäuerinnen zusammengeschlossen. Mit Hilfe von sogenannten Gruppen-Zertifizierungen wird zum einen die Kooperative überprüft, zum anderen werden Stichproben bei einzelnen Familien gemacht, die der Kooperative angehören.
Der Zeitaufwand und die anfallenden Kosten für die Kontrolle hängen von der Größe, der Organisationsstruktur und der Anzahl der unterschiedlichen Produkte, die zertifiziert werden sollen, ab. Bei kleinen Organisationen bleiben die AuditorInnen meist vier Tage vor Ort, bei den größten Produzentenorganisationen kann die Kontrolle auch mehrere Wochen dauern. Den Entscheidungsprozess für die Vergabe der Zertifizierung überwacht ein unabhängiges Zertifizierungskomitee. Nach der Erstzertifizierung werden die Produzentenorganisationen regelmäßig kontrolliert. Reguläre Audits werden angekündigt, damit die nötigen Dokumente und Ansprechpersonen für die Interviews zum Zeitpunkt des Besuchs anwesend sind.
Bei Abweichungen werden Korrekturmaßnahmen von FLO-CERT gemäß den Standards gefordert. Werden diese nicht innerhalb einer vorgegebenen Frist umgesetzt, kann ein Vertragspartner zunächst suspendiert und gegebenenfalls auch dezertifiziert werden. Die Zielsetzung von FLO-CERT ist es jedoch, nicht zu strafen und auszuschließen, sondern gemeinsame Lösungen für bestehende Probleme zu finden, um Entwicklung zu fördern.
Audits der Handelsstandards bei Produzentenorganisationen und Unternehmen
Alle Vertragspartner von FLO-CERT, wie Produzentenorgansiationen und Unternehmen (Exporteur, Importeur, Großhändler, Hersteller, Lizenzpartnerfirmen) werden in regelmäßigen Abständen auf Erfüllung der Handelsstandards kontrolliert. Ein wichtiges Element bei der Auditierung der Unternehmen ist die Bezahlung der fairen Preise und FAIRTRADE-Prämien an die Produzentenorganisationen. Die Auditoren prüfen außerdem Verträge oder Beschaffungspläne aller Vertragspartner.
FAIRTRADE wuchs 2010 um 21 Prozent
Der geschätzte Umsatz mit FAIRTRADE-Produkten wächst seit Jahren kontinuierlich.
In Österreich haben im vergangenen Jahr 2010 sowohl die hohe Qualität der FAIRTRADE-Produkte als auch der anhaltende Trend zu ethischem und ökologischem Konsum dafür gesorgt, dass der geschätzte Gesamtumsatz mit fair gehandelten Produkten im österreichischen Handel um 21% auf 87 Millionen EUR angestiegen ist. Wachstumstreiber waren vor allem Kaffee (+20%), Fruchtsaft (+21%), sowie Blumen (+99%).
Das bestehende FAIRTRADE-Sortiment in Österreich umfasst mehr als 600 Produkte, rund 75% davon tragen auch ein Bio-Siegel.
Wer Produkte mit dem FAIRTRADE-Gütesiegel kauft, unterstützt mit seinem Kauf nachweislich Produzentenorganisationen, wie Kleinbauern-Kooperativen und ArbeiterInnen auf Plantagen, in den sogenannten Entwicklungsländern. Bei den meisten Produkten - derzeit mehr als 75% - ist eine direkte Verfolgbarkeit zum Ursprung gegeben: das Produkt mit dem FAIRTRADE-Gütesiegel kann in jeder Phase der Produktion und Verarbeitung von „nicht-FAIRTRADE“‐Produkten getrennt weiterverarbeitet werden. Das ist ua. bei Kaffee, Bananen, Rosen, Baumwollprodukten, Reis, Nüssen, Trockenfrüchten oder Honig der Fall. Auch bei kleineren Unternehmen, wie bei der Schokolade-Manufaktur Zotter, die selbst 100% FAIRTRADE-Produkte weiterverarbeiten, ist die direkte Rückverfolgbarkeit gegeben.
Grenzen der Rückverfolgbarkeit
Es gibt Ausnahmen für Produkte, bei denen die Produzentenorganisationen keine Kontrolle über die Weiterverarbeitung ihrer Rohstoffe haben und auch eine getrennte Verarbeitung in den jeweiligen Fabriken weder aus ökonomischer noch aus logistischer Sicht sinnvoll wäre. Eine direkte Rückverfolgbarkeit ist in diesen Fällen nicht für alle Produktionsbereiche möglich, ohne dabei den Schwächsten in der Lieferkette - den Kleinbauern und –bäuerinnen sowie den ArbeiterInnen auf den Plantagen - zu schaden oder sie gar vom fairen Handel auszuschließen. Das betrifft Zucker, Tee oder Orangensaft und Schokolade.
Die Rückverfolgbarkeit erfolgt in diesen Fällen indirekt über eine detaillierte Dokumentation, in der dargestellt wird, woher ein Produkt stammt und wohin es verkauft wurde.
FLO‐CERT GmbH führt strenge Überprüfungen der Dokumente durch, um
sicherzustellen, dass die äquivalente Menge von FAIRTRADE‐Produkten
gekauft und verkauft wurde und verfolgt auf diese Weise die Menge durch die gesamte Lieferkette hindurch.
Die Verkäufe bei Fairtrade-Kaffee erreichten im vergangenen Jahr 1.392 Tonnen (+20% im Vorjahresvergleich), bei einem Bioanteil von 80%. Auch die Gastronomie gewinnt zunehmend an Bedeutung, mit einem Wachstum von 15%. Bereits mehr als 1.000 Cafés, Bäckereien, Restaurants und Kantinen schenken fair gehandelten Kaffee aus.
Der Absatz von FAIRTRADE-Kakao stieg 2010 um 9% auf 525 Tonnen, bei einem Bioanteil von 95%. Im Gastrobereich war Schokolade das dritt-wichtigste FAIRTRADE-Produkt.
Der FAIRTRADE-Bananenhandel etablierte sich im Jahr 2010 auf hohem Niveau. Über 12.178 Tonnen verkaufter FAIRTRADE-Bio-Bananen bedeuten ein Plus von 3,6% im Vorjahresvergleich.
Im Jahr 2010 wurden in Österreich insgesamt 5,5 Millionen Liter Fruchtsaft mit dem FAIRTRADE-Gütesiegel getrunken, das sind um 21% mehr als im Jahr davor.
Für diese positive Entwicklung war auch die Gastronomie mitverantwortlich, mit einem mengenmäßigen Konsumanstieg von über 80%. Bereits 8% des Gesamtvolumens werden mittlerweile in Hotels, Unternehmen und Institutionen getrunken.
FAIRTRADE-Rosen verzeichneten im Jahr 2010 das stärkste Mengenwachstum, sie legten um 99% auf 23,9 Millionen Rosenstiele zu, da vor allem österreichische Handelsketten weiter ihr Engagement für faire Rosen verstärkten.
Im Mittelpunkt der Arbeit von FAIRTRADE stehen die Menschen in den Anbauländern.
Über 800 Kleinbauernkooperativen und Plantagen arbeiten weltweit unter den FAIRTRADE-Standards. Das sind rund 1,2 Millionen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern sowie ArbeiterInnen in rund 60 Ländern die vom Fairen Handel profitieren.
Bananen
Mit einer Weltproduktion von ca. 81 Millionen Tonnen 2007 ist die Banane das meistkonsumierte Frischobst der Erde.
Fruchtsäfte
Ein Großteil der Früchte, die später zu Säften verarbeitet werden, wird auf Plantagen produziert.
Kaffee
Für viele Länder des Südens ist die Kaffeeproduktion ein wichtiger Wirtschaftszweig.
Kakao
In zahlreichen Ländern Westafrikas und Lateinamerikas ist die Kakao-Produktion Haupteinnahmequelle von vielen Familien.
Reis
In vielen Regionen ist es fast unmöglich geworden, Reis zu einem nachhaltigen Preis zu verkaufen.
Rohrzucker
In 127 Ländern werden pro Jahr 135 Millionen Tonnen Zucker auf Feldern und Plantagen angebaut.
Blumen
Auf Blumenfarmen in Afrika und Lateinamerika sind die Arbeitsbedingungen alles andere als rosig.
Tee
Tee ist nach Wasser das weitverbreitetste Getränk – pro Sekunde werden weltweit 15.000 Tassen getrunken.
Baumwolle
Auf der ganzen Welt sind etwa 100 Millionen Haushalte in 70 Ländern in die Produktion von Baumwolle involviert.
Ananas
Exotisch, frisch und fair gehandelt – auch die FAIRTRADE-Bioananas haben in Österreich Einzug gehalten.
Honig
Viele Kleinbauern in den Ländern des Südens erhalten durch Honig ein wichtiges Zusatzeinkommen.
Wein
Trotz der großen Nachfrage können viele der kleineren Winzer nicht mit den großen Herstellern mithalten.
Sportbälle
Etwa 75 Prozent der Fußbälle stammen aus Pakistan, die größte Anzahl wird im nördlichen Sialkot produziert.
Quinoa
Quinoa stammt aus Südamerika und ist dort seit über 6000 Jahren ein Hauptnahrungsmittel.
Nüsse und Öle
Für viele Kleinbauern und -bäuerinnen ist die Produktion von Nüssen eine lebenswichtige Einnahmequelle.
Beispiel aus Österreich:
A faire Milch ist eine Aktion der IG - Milch
Was spricht für A faire Milch? (lt Homepage):
100 % fair für alle. 100 % Zukunft für unser Land.
A faire Milch ist gut für uns alle. Insbesondere aber fördert der Kauf unsere heimischen Bauern.
Denn jeder Liter bringt unseren Bauern bescheidene 10 Cent mehr.
10 Cent mehr, die viel bringen:
Aktuelle Themenbereiche, in denen der faire Handel wirkt, etwas bewirkt, z. B. Stärkung der Frauenrechte ...
...Land Grabbing
Kleinbauern, Nomaden und Selbstversorger in Subsistenzwirtschaft werden klar von Land Grabbing benachteiligt. Hauptgründe sind, dass sie oft über keine formalen Landtitel verfügen, über geplante Verkäufe nicht informiert und von den Verhandlungen ausgeschlossen sind.
Nomaden und Subsistenzbauern können von der Art ihres Wirtschaftens her nicht Teil des Fairen Handels
sein. Dagegen sind Kleinbauern, die am fairen Handel partizipieren, in Kooperativen organisiert. Sie verfügen über eigenes Land. Die Kooperativen sind demokratisch organisiert und ihre Mitglieder
sind befähigt, selbstbestimmt zu entscheiden, was sie mit ihrem Land machen und was sie anbauen. Die Kooperativen sind häufig in internationale Informationssysteme eingebunden und finden leichter
Zugang zu NGOs, die im Falle von drohenden Landverkäufen beratend oder durch internationales Lobbying Unterstützung anbieten.
Durch die FAIRTRADE-Mindestpreise, die die Produzentenorganisationen für Kaffee, Bananen, Orangen, Kakao oder Reis erhalten, ist ihre bäuerliche Existenz und damit ihre Ernährung und die ihrer
Familien gesichert. Langfristige Verträge in Zeiten von niedrigen Weltmarktpreisen, geben Planungssicherheit, und die weitgehende Ausschaltung des Zwischenhandels sorgt dafür, dass der Gewinn aus
dem Verkauf der Erzeugnisse nicht geschmälert wird. Mit gezielter Beratung helfen ExpertInnen den Kleinbauern und -bäuerinnen, ihre Anbaumethoden zu verbessern, eigenes Saatgut zu entwickeln und
die Produktion zu diversifizieren. So schaffen sie sich über den Verkauf an den regionalen Markt zusätzliche Einkommensquellen und reduzieren ihre Abhängigkeit von nur einem einzigen Erzeugnis.
Hinzu kommt der Anbau von Lebensmitteln, etwa Gemüse, zur Selbstversorgung.
So hilft der Faire Handel mit all seinen breit gefächerten Maßnahmen den Kleinbauernfamilien, nicht nur ihre unmittelbare Existenz zu sichern, sondern auch ihren ländlichen Lebensraum nachhaltig, attraktiv und lebenswert zu gestalten. Das wirkt zugleich der Abwanderung in die Städte, der Verödung des ländlichen Raums und dem Verlust weiteren Ackerlandes entgegen.3
...Schulbildung
Bildung ist ein entscheidender Faktor bei der Bekämpfung von Armut und Ungleichheit und deshalb wird im FAIRTRADE-System darauf besonderer Wert gelegt. Der Faire Handel setzt auf mehreren Ebenen an, um Kindern eine Chance auf Schulbildung zu geben: Die Kleinbauern und -bäuerinnen und Beschäftigten auf Plantagen im FAIRTRADE-System erhalten einen fairen Preis für ihre Produkte, der die Lebenssituation der Familien insgesamt verbessert. So können sie es sich leisten, die Kinder in die Schule zu schicken. Zudem verwenden viele Produzentengruppen die FAIRTRADE-Prämie für den Bau von Schulen, Lehrmaterial, verbesserten Unterricht und die Vergabe von Schulstipendien. FAIRTRADE-zertifizierte Plantagen sind überdies verpflichtet, innerhalb eines Jahres für alle Kinder der Beschäftigten den Schulbesuch zu ermöglichen.
...Mutterschutz
Seit 2005 ist in den internationalen FAIRTRADE-Standards für Plantagen strenger Mutterschutz vorgeschrieben, der von der unabhängigen Zertifizierungsorganisation FLO-CERT GmbH kontrolliert wird. So ist eine Voraussetzung für die Zertifizierung einer Farm, dass die Plantagenleitung den Arbeiterinnen eine Karenzzeit von mindestens acht Wochen bei voller Bezahlung und Stillpausen während der Arbeitszeit zusichert. In den folgenden Jahren muss die Karenzzeit jährlich um eine Woche auf zwölf Wochen gesteigert werden. Außerdem dürfen auf FAIRTRADE-Farmen die Arbeiterinnen bei der Rückkehr in den Beruf nicht benachteiligt oder gar entlassen werden.
...Welternährung
Überall auf der Welt leiden Menschen unter schwankenden Lebensmittelpreisen. Der Faire Handel ist ein wichtiges Instrument im Kampf gegen den Hunger.
...Klimawandel
Von den Auswirkungen des Klimawandels sind in erster Linie die Menschen in den benachteiligten Regionen in Entwicklungsländern betroffen.
...Frauenrechte
Armut trifft vor allem Frauen. Gleichberechtigter Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung sowie wirtschaftliche Stärkung zählen zu den Schwerpunkten bei FAIRTRADE. Der Faire Handel bietet Lösungsansätze zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation von Frauen in Afrika, Asien und Lateinamerika: Frauen erhalten so erste oder zusätzliche Verdienstmöglichkeiten. Unbezahlte Arbeit wird in der selbstorganisierten Gruppe zur bezahlten Arbeit. Dies verbessert nicht nur das Familieneinkommen, sondern auch das Ansehen der Frauen.
Die FAIRTRADE-Standards orientieren sich u.a. an jenen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO und den UN-Millennium-Entwicklungsziele, die eine Gleichstellung von Frau und Mann sowie einen größeren Einfluss von Frauen fördern, dazu gehören:
...Kinderarbeit
Die Förderung fairer Handelsstrukturen ist ein entscheidender Baustein zum Schutz der Kinder und zur Bekämpfung von Kinderarbeit und Armut.
...Biodiversität
Von der Bedrohung der biologischen Vielfalt sind vor allem auch Kleinbauernfamilien in den sogenannten Entwicklungsländern betroffen.
Bei FAIRTRADE aber gibt es speziell für die einzelnen Produkte entwickelte Umweltstandards. So gehören der minimale Einsatz von schädlichem Dünger und Insektenbekämpfungsmitteln, ein durchdachtes Abfall- und Wassermanagement, darunter auch die Sicherstellung sauberen Trinkwassers, Maßnahmen gegen Bodenerosion sowie Verzicht auf Brandrodung und der weitgehende Ersatz fossiler Brennstoffe durch umweltfreundliche Energien zu den FAIRTRADE-Prinzipien.
All das schafft ein gesundes Ökosystem, in dem die Artenvielfalt erhalten bleibt und in dem sich die zahlreichen Insekten- und Tierarten wohl fühlen, die für den Fortbestand so wichtig sind.
...Bio
In Österreich stammen bereits 80 % aller Produkte mit dem FAIRTRADE-Gütesiegel aus biologischem Anbau, FAIRTRADE fördert nachhaltige Anbaumethoden.
Das FAIRTRADE-Gütesiegel ist in erster Linie ein Sozialsiegel und kein Umweltsiegel. Dennoch wird mit den Umweltkriterien in den FAIRTRADE-Standards das Ziel verfolgt, sämtliche landwirtschaftlichen FAIRTRADE-Produkte ressourcenschonend und umweltverträglich anzubauen.
In der Umstellungsphase von konventioneller auf „Bio“-Produktion, die zwischen sechs Monate und drei bis vier Jahre dauern kann, entsteht oft ein erheblicher Ertragsverlust. Außerdem kann nicht jeder Kleinbauer oder jede Kleinbäuerin biologische Landwirtschaft betreiben, zum Beispiel dann nicht, wenn unmittelbar in seiner Nachbarschaft mit chemischen Pestiziden oder Herbiziden gearbeitet wird und die notwendige Pufferzone zwischen „Bio“ und „nicht Bio“ fehlt. Zudem muss für die Umstellung auf „Bio“ auch der nötige Absatz gewährleistet sein.
Fest steht: Oft haben Kleinbauern im FAIRTRADE-System einfach nicht die Ressourcen, das Kapital, die Expertise und die Zeit, um von Anfang an auf „Bio“ zu setzen. Würde der Faire Handel von Anfang an mit „Bio“ verknüpft, würden damit viele der ärmsten Bauernfamilien vom Fairen Handel ausgeschlossen. Deshalb verfolgt FAIRTRADE eine Strategie, die Produzentenorganisationen bei der Umstellung auf nachhaltige Landwirtschaft fördert.
Zuerst informiert FAIRTRADE über das Marktpotential für Bio-Produkte und über den konkreten Umstellungsprozess. Für das „Bio“-Produkt muss den Produzentenorganisationen ein von FAIRTRADE festgelegter Bio-Aufschlag bezahlt werden. Der höhere Preis stellt sicher, dass die anfallenden Mehrkosten bei der „Bio“-Produktion entlohnt werden.