Der Kaffeever(t)reter - ein Unsichtbares Theater

 ...als die ersten SpielerInnen und BeobachterInnen eintreffen und sich strategisch im Lokal verteilen, ist das Cafè noch schwach besucht, doch als Kurt Friedrich, der Kaffeever(t)reter eintrifft ist es bereits sehr gut gefüllt. - Die Gäste warten schon gespannt auf das Konzert der afrikanischen Trommelkünstler.

 

Kurt Friedrich, ein Mann in den besten Jahren, nicht unattraktiv, die Haare jedoch im Wetlook, dass sie fast wir ein Helm am Kopf liegen, erscheint - im wahrsten Sinn des Wortes - auf der Bildfläche. Er läuft, ohne seine Vorverkaufskarte für das Konzert vorzuweisen, vorbei am Kartenverkäufer und handelt sich von diesem ein richtig von Herzen kommendes: "So ein Koffer!" ein. Der negative Einstieg ist gemacht - er hat sich schon einen Freund gemacht! :-)

 

Auf dem Weg durch's Lokal verteilt er einige Visitenkarten. Nun wird klar, dass er Kaffeevertreter ist und zwar für die Marke "Tscho-Kaffee".

 

Kurt Friedrich stellt sich an die Theke und bestellt lautstark einen Kaffee. Als dieser nicht sofort vor ihm steht, beschwert er sich zuerst bei einer neben ihm stehenden Dame darüber und fragt dann direkt bei einer der Serviererinnen nach, warum es solange dauert, den Kaffee zu brauen.

Angesichts der vollen Hauses ein Hohn! - Dementsprechend schnippisch die Antwort.

 

Plötzlich bemerkt jemand, dass sich auf der Visitenkarte ein Fehler eingeschlichen hat. Kurts Berufsbezeichnung dort lautet : "Kaffeeverreter". Ein weiblicher Gast marschiert sofort zu ihm und will wissen warum das so ist. - Natürlich ist die Sekretärin Schuld an diesem Druckfehler...!

 

Unser Kaffeevertreter tritt immer wieder an die Tische und verwickelt die Gäste in ein Gespräch über seinen billigen Kaffee. Ein Verlängerter würde statt € 2,30 nur € 1,90 kosten.

 

Die meisten der Angesprochenen reagieren zurückhaltend bis ablehnend, Kurt Friedrich hat es nicht leicht die Leute in ein Gespräch zu verwickeln. Als er auch der Lokalbesitzerin seinen Kaffee anbietet, erhält er eine Abfuhr, denn hier im Cafè gibt's Fairtrade-Kaffee aus dem Weltladen.

 

Viele Leute sind inzwischen verärgert über die aufdringliche Tscho-Kaffee-Werbeaktion des eher unsympathischen und lauten Vertreters und so sieht sich Barbara gezwungen, ihn, mit der Drohung ihn rauszuwerfen, zu stoppen. Da sich Kurt Friedrich nicht beirren lässt, erhält die verärgerte Kellnerin männliche Unterstützung. Er wird unsanft Richtung Ausgang geschubst - und dafür gibt's Applaus vom Publikum. Am Stammtisch kommt Kurt nochmals in Fahrt, aber es dauert nicht lange - er wird flugs unsanft hinauskomplimentiert!

 

Nach eine knappen halben Stunde wird die Angelegenheit aufgeklärt: Wir geben uns als Theater-Aktionisten zu erkennen, verteilen unsere Folder zum Thema "Fressen und Moral - meine tägliche Wahl!" und hoffen, dass wir mit unserem versteckten Theater einen Denkanstoss geliefert haben"

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Die SpielerInnen und BeobachterInnen sollten "Initialzünder" sein, falls niemand aus dem Publikum auf Kurt Friedrichs provokante Kaffeereklame reagieren würde. Doch da es viele Stimmen aus der Zuhörerschaft gab, hatten die SpielerInnen vor allem BeobachterInnenstatus. 

 

Hier einige Wortmeldungen von Gästen während der Aktion:

"Wos mocht den der do, des gibt's jo gor net!"

"Wir wollen Musik hören, keinen Kaffee kaufen."

"Ah, des (Visitenkarte) brauch' i ma goar net aunschaun - sicher wos Spirituelles!"

"Wie mocht der des? - 1,90 fian Kaffee?!?"

"Warum haun de eahm net aussi?"

"Den hauat i aussi! Der sogt wos zur Barbara - und de steigt voll ein!"

"I hob vom Tscho-Kaffe scho wos gheart!"

 

...nach der Aktion:

 

"Ich dachte - toll, endlich jemand mit Zivilcourage."

"Hab' ich eh gewusst!"

"Eine großartige Methode ein Thema zu plazieren."

"Ich hab mir's gleich gedacht, aber du (zur Initiatorin) warst schon eingeweiht, oder?"

"Ich hab eh schon was geändert in meinem Leben - ich geh nicht mehr ins C. (anderes Café in   Amstetten) sondern nur noch ins Kuckuck."

"So gut gemacht. Der Vertreter war derart unsymphatisch - da musste man ja mit einsteigen."

 

Haben wir mit dieser Aktion etwas in Bewegung gebracht? -

Bitte schreib' es uns ins Gästebuch!

Dankeschön!

 

 

 

Tips Amstetten - 45. Woche 2011: