Flucht in die Vergangenheit
Im Jahr 2218 bin ich geboren. Mein Name ist Zun Lee und ich musste mit meiner Schwester aus meiner Zeit fliehen.
Die Regierung wollte Sicherheit für jeden und überall. Aber wenn man versucht Sicherheit für jeden zu garantieren, kann man das nur indem man die Menschen unter Kontrolle hält. Das nimmt einem jegliche Freiheit.
Meine Familie und ich haben lange in diesem System gelebt, wir wollten das Beste daraus machen. Aber die Zustände wurden immer schlechter und es wurde immer invasiver in die Menschenleben jedes Einzelnen eingegriffen.
Die Regierung griff immer schneller zu Waffen, um Unruhen, die sich immer mehr auftaten im Land, zu unterbinden. Die Menschen wollten sich wehren. Meine Eltern starben bei dem Versuch, sich dieser Unterdrückung zu widersetzen. Ich blieb zurück mit meiner zehnjährigen Schwester. Ich wollte mich dem stellen und nicht davonlaufen, das hatte ich mir geschworen. Aber die Umstände hatten mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Meine oberste Priorität war es nun, darauf achten, dass meiner Schwester Maja nichts passieren würde. Ich entschied mich zu flüchten.
Ich wusste dass in der heutigen Schweiz, ein Staat existierte, der sich gegen einen Überwachungsstaat entschlossen hatte. Nach wochenlangem Fußmarsch, während dem ich mir unentwegt um meinen Schützling Sorgen machte, kamen wir endlich an unserem Ziel an.
Wie zu erwarten war, ließen sie uns nicht ohne weiteres rein. Dieser unabhängige Staat hatte schon länger Angst, dass ihr Land unterwandert werden würde. Wir waren zwei Jahre in einem Auffanglager, in dem wir eine Reihe von Prüfungen über uns ergehen lassen mussten. Maja hatte großes Heimweh und sie war verwirrt. So wie ich. Wir wussten nicht, was als nächstes passieren würde. Wir fühlten uns wieder einmal wie Gefangene.
Wir bekamen kein Asyl. Der Grund dafür wurde uns nie verraten.
Ich hatte in einem Quantenmechanik-Labor gearbeitet, wobei der Schwerpunkt auf Quantenverschränkungen lag. Was so viel bedeutet, wie durch die Zeit reisen zu können. Es gab schon viele Menschenversuche, aber die Kommunikationssysteme, die sie auf die Reisen mit sich nahmen, fielen immer bereits nach kurzer Zeit aus, so wusste man nicht, wie es den Menschen nach dem Zeitsprung wirklich ging.
Aber ich wollte es riskieren, immerhin haben wir immer gesehen, dass sie gut ankamen und das sie wohl auf waren. Ich wusste keinen anderen Ausweg mehr, als die Flucht in die Vergangenheit.
Wir waren wieder ein paar Monate unterwegs. Maja schlug sich tapfer, aber sie wurde krank. Die letzten Tage waren ein Kampf ums Überleben. Dort an meiner alten Arbeitsstelle hatte sich einiges verändert, aber mit der Hilfe eines Freundes und damaligen Kollegen konnten wir die Reise antreten.
Ich umschlang die kleine Maja so fest ich konnte und wir schlossen die Augen. Es war wie ein Traum, wir wachten auf und waren im Jahr 2016 in Österreich.
Die Menschen reagierten auf unterschiedlichste Arten und Weisen auf uns. Wir lebten zuerst eine Zeit lang bei einer netten alten Dame, die allein auf einem großen Bauernhof wohnte. Ich half ihr bei den täglichen Pflichten und sie gab uns dafür Essen und eine Unterkunft und sie half mir meine Schwester gesund zu pflegen.
Jetzt sind wir seit einem Jahr hier. In Freiheit und mit Neugier, welch schöne Dinge uns in dieser Zeit, in unserer neuen Heimat noch begegnen werden.