Alois Bernsteiner an den Stationen und die Gegenfrage an den/die Mitspielerin aus dem Publikum

 

1.) Name, Herkunft, Familie und z. B. Lieblingsessen

 

- Wie groß ist deine Familie?

 

 

 

Mein Name ist Alois Bernsteiner. Bin geboren 1902 im Mittelburgenland und habe 7 Geschwister. Ich bin ledig und habe mich 1925 zur Auswanderung in die USA entschieden. Mein Lieblingsessen sind die Krautknödel.

 

 

 

2.) Ein glücklicher Moment in meiner Kindheit …

 

- Woran erinnerst du dich gern in deiner Kindheit?

 

Glückliche Momente in meiner Kindheit waren die großen Familienfeste und die lauen Sommerabenden mit Freunden am Günsbach. Besonders dann, wenn wir davor hart arbeiten mussten, war die Erfrischung eine wirkliche Wohltat.

 

 

 

3.) Der entscheidende Moment/Auslöser zum Verlassen der Heimat…

 

- Was würde dich zwingen deine Heimat zu verlassen?

 

 

 

Der entscheidende Auslöser für die Auswanderung war meine Perspektivlosigkeit und wirtschaftliche Not. Ich habe mir keine Chancen für mein Leben  im Burgenland gesehen. Arbeit war kaum zu finden und die Lebenssituation für die ganze Familie wurde immer schwieriger. Da fühlte ich mich immer mehr als Last und wollte das nicht sein. Ich wollte ein besserers Leben, ein regelmäßiges Einkommen haben. Ich wollte eine eigene Familie gründen.

 

 

 

4.) Was ich auf die Auswanderung mitnehmen konnte, bzw. gern mitgenommen hätte…

 

- Was würdest du bei einer Flucht/Auswanderung mitnehmen und was am schwersten zurücklassen?

 

 

 

Ich hab nicht viel mitgenommen. Einen Koffer mit dem nötigsten Gewand und meine Dokumente. Als Erinnerung an die Heimat hab ich mir auch noch einen kleinen Stein aus dem Günsbach in den Koffer gelegt.
Das ist inzwischen mein Glücksbringer.
Zurückgelassen hab ich schweren Herzens die Eltern, die Geschwister und Freunde. Auch mein geliebtes Fahrrad ist im Burgenland geblieben.

 

 

 

5.) Meine größte Sorge auf dem Weg war…

 

- Wovor hast du die meiste Angst?

 

Die größte Sorge war, dass ich in Amerika keine Einreise bekommen. Ich hatte zwar die nötigen Papiere, jedoch wurde bei der Einreise auf Ellis Island nochmals alles geprüft. Bei gesundheitlichen Problemen oder falschen Dokumenten wurde man wieder zurückgeschickt. Auch eine Einwanderersteuer musste ich bezahlen.
Zusätzlich musste ich 25 Dollar Bargeld vorweisen. Sehr viel Geld in dieser Zeit. Da durfte bei der Überfahrt nichts passieren.

 

 

 

6.) Mein erster Eindruck bei der Ankunft in USA?

 

- Wie geht es dir, wenn du wo neu und fremd bist?

 

Am Anfang war es sehr aufregend in der Fremde. Trotzdem waren die ersten Montate hart. Meine Sprachkenntnise waren auch nicht die Besten. Die Einsamkeit war ebenfalls neu für mich. Und geschenkt wurde mir nichts. Mit den ersten Kontakten zu Landsleuten aus dem Burgenland wurde es leichter. Es gingen ja schon viele Burgenländer vor mir nach Amerika. Was mir von Anfang an gefallen hat, war die positive Grundstimmung. Die Hoffnung auf ein besseres Leben war wieder da. Und ich fand auch rasch eine Arbeit. Zuerst als Bauarbeiter, später als Bäcker, meinem erlernten Beruf.

 

 

 

7.) Meine derzeitige Lebenssituation…

 

- Wie zufrieden bist du mit deinem Leben gerade?

 

(Oder: Lebst du das Leben, das du dir früher einmal vorgestellt hast?)

 

 

 

Ich lebe inzwischen in Chicago, habe eine eigene Familie und eine kleine Bäckerei mit Feinkosthandel. Es geht uns gut hier. Ich bin zufrieden. Meine Kinder sind schon waschechte Amerikaner. Das geht hier schnell. Ich trage trotzdem auch noch die burgenländische Seele in meiner Brust. Bereut habe ich meine Auswanderung nie. Zu der Zeit war es die einzige Chance für mich.

 

 

 

8.) Meine Wünsche und Träume für die Zukunft…

 

- Was möchtest du auf jeden Fall noch machen oder erleben?

 

Mein Wünsche und Träume haben sich weitgehenst erfüllt. Ich konnte der Not in meiner Jugend entfliehen und habe eine faire Chance in einem fremden Land bekommen.
Heute Wünsche ich mir, dass meine Kinder mehr Möglichkeiten für Ihr Leben vorfinden. Die Perspektivlosigkeit ist die Hölle auf Erden und macht Menschen auf Dauer unmenschlich. 

 

 

 

              

 

 

 

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Buchtipp:
„...um der Notlage dieser Tage zu entfliehen“

 

Die burgenländische Amerikawanderung der Zwischenkriegszeit

 

Philipp Strobl

 

Studia Universitätsverlag Innsbruck      

 

 

 

Webtipp:

 

Burgenländisches Auswanderermuseum in Güssing

 

http://www.kunst-kultur.at/sehenswuerdigkeit.php?ly=3&nr=2702&land=b